Wenn elf Leute mit acht Hunden, davon sieben Doggen, im tiefsten Bayern, dem Ostallgäu, in einen Gasthof einreiten, dann hört man manchen Löffel auf den Tellerrand fallen. So auch „Beim Alten Wirt“, dem authentischen bayerischen Wirtshaus mit anspruchsvoller Küche und einem gastfreundlichen und flexiblen Gastronomen. Dort aßen die Halter und der Züchter der Deutschen Doggen vom Gehrensee am ersten Tag ihres neunten Treffens zu Abend. Zwei Doggen vom J-Wurf, Jara und Jacky, zwei vom K-Wurf, Krümel und Kastor, und drei vom L-Wurf: Lena, Luna und Lillith. Hinzu kam Mischlingsrüde Attila, der aus dem Tierheim Rottweil zur Runde gestoßen ist.
Wie immer sind die inzwischen zu Freunden gewordenen Halter aus Ost und West, Nord und Süd der Republik zusammengekommen.
Das vom Züchter Günter Dießel ausgesuchte Hotel Alpenblick Berghof in Halblech erwies sich als ganz großer Glücksgriff: Die ländliche Lage nahe großer Wiesen und Wälder aber auch nahe der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau sowie Linderhof, der Stadt Füssen und schöner Seen wie dem Hopfensee, dem Forggensee oder dem Schwansee war schlicht ideal. Dazu die moderaten Preise des relativ einfachen Zwei-Sterne-Hauses, das gemütliche Kaminzimmer mit Getränkeversorgung auf Vertrauensbasis, das solide Frühstück und der entgegenkommende und freundliche Service des Inhabers Michael Siebert, der auch hilfreiche Tipps für Ausflugs- und Einkehrziele gab, empfehlen das Haus für spätere Zeiten für einen erneuten Besuch.
Das Wichtigste war aber freilich unser ausgefeiltes Tagesprogramm: Der Donnerstag wurde von Wiedersehensfreude bei Hunden und Menschen und Streifzügen in die Umgebung des Dorfes ausgefüllt. Der Abend? Siehe oben! Am Freitag suchten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Umgebung heim:
Als Erstes am Vormittag die Seilbahnfahrt auf den Tegelberg. Die ganze Truppe hatte eine Gondel für sich. Die Crew der Tegelbergbahn ist ausgesprochen menschen- und hundefreundlich. Das Wetter auf dem Tegelberg war postkartenreif: strahlend blauer Himmel, gleißend weißer Schnee, dunkelgrüne Tannen und ein atemberaubendes Bergpanorama.
Während einige jüngere Teilnehmer den eisglatten Gipfelwanderweg emporstiegen, nach dem obligatorischen Gruppenfoto, versteht sich, genossen die anderen einfach die Aussicht oder die Sonne, indem sie die bereitstehenden Liegestühle belegten. Es war einfach traumhaft!
Nach der Talfahrt zog die Karawane zum Hopfensee und wanderte mit den Hunden vom Parkplatz des Campings am Hopfensee immerhin bis zur Fischerhütte, wo sich Hunde und Halter um eine umgehend vom Kellner zusammengeschobene Tafel auf der Sonnenterrasse zum Mittagessen lagerten. Natürlich gab es wieder jede Menge Fragen nach der Rasse und ihren Besonderheiten zu beantworten, und die Doggen waren wie immer das an diesem Tag begehrteste Fotomotiv. Der Rückweg führte uns direkt zum Parkplatz der Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau.
Beide sehr malerisch und märchenhaft und in Japan offensichtlich der Inbegriff des deutschen Wesens. Mit unseren Hunden machten wir uns auf den Weg bis in den Hof Neuschwansteins. An diesem Freitag gab es für die Hunderten von ausländischen Besuchern nicht nur das Märchenschloss des Bayernkönigs Ludwig II. zu sehen, sondern auch noch ein halbes Dutzend ausgewachsener und wohl erzogener Exemplare der Deutschen Dogge. Fotos, Fragen, Begeisterung.
Der Abend führte uns fußläufig etwa 500 Meter zum „Stoffelwirt“. Wir hatten wie am Donnerstag eine Stunde vorher telefonisch reserviert, mussten aber dort feststellen, dass die Gaststätte mit ihren rund 80 Plätzen außer von uns von ganzen zwei Gästen besucht wurde. Die Speisekarte oszillierte zwischen Gyros, Kevapcici, Pizza, Lammkotteletts und Schweinebraten, der Wirt war Kroate und die Küche recht gut. Wir hatten genügend Platz und genossen das Essen. Den Abend ließen wir am Kamin ausklingen, den wir wieder selbst in Gang brachten.
Der Sonnabend empfing die Truppe etwas milder, aber mit bedecktem Himmel. Unser Züchter Günter schlug als Tagesziel das Olympia-Skistadion (1936 und 1972) von Garmisch-Partenkirchen vor. Zuvor aber wollten wir ein weiteres Schloss Ludwigs II, Linderhof, besuchen. Auf dem Weg dorthin passierte die Kolonne das eindrucksvolle Kloster Ettal mit seinem Münster, der Klosterbrauerei und der Klosterschänke, zweifellos ein lohnendes Ziel für einen späteren Aufenthalt in dieser Gegend.
Schloss Linderhof dürfen Hunde nicht betreten, aber seinen weitläufigen Park schon. So durchstreifte die Truppe diesen, nachdem die hundeverrückte Schlosseinlasserin ihre Leidenschaft durch die Verteilung von rund einem Dutzend Kaustreifen an die Hunde und die Anfertigung eines Gruppenfotos der gesamten Truppe vor Schloss Linderhof ausgelebt hatte.
In Garmisch bewegten wir uns unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durch die Fußgängerzone, zunächst mal bis zum zur Spielbank gehörenden Restaurant. Nach kurzer Kontaktaufnahme durch Günter und Lena hieß man uns herzlich willkommen und bot uns nach Kenntnisnahme der Zahl und Größe der Hunde einen separaten Raum ganz für uns alleine an. Wunderbar!
Die Rückfahrt führte uns gar über Österreich (günstig getankt!) und Füssen zurück in unser beschauliches Hotel, nicht ohne dass wir unterwegs eine Abendbrot-Location gesucht hätten und im Alpengasthof Geißenstein fündig wurden. („Beim Alten Wirt“ war ausgebucht.) Wir sind in diesem Alpengasthof wieder bis auf zwei die einzigen Gäste gewesen und auf das Feinste von der italienischen Betreiberfamilie bewirtet worden, die sich nicht nur auf Bruschetta, Risotto und Pizza Tonno verstand, sondern auch auf Käsespätzle und Monster-Haxe. Der Abend klang, wo sonst, im Kaminzimmer aus.
Als wir uns am Sonntag nach dem Frühstück wieder in alle Himmelsrichtungen verteilten, lagen drei großartige Tage voller gemeinsamer Erlebnisse mit unseren wunderbaren Deutschen Doggen hinter uns. Es ist immer wieder beeindruckend, wie sie sich nach kurzem Beschnuppern freudig begrüßen und miteinander umhertollen. Und wir haben für uns, an der Leine unserer Hunde, wieder ein spektakuläres Stück Deutschland kennen gelernt, was wir sonst vielleicht links liegen gelassen hätten.
Vielen Dank also an Günter für diesen Vorschlag zum diesjährigen Winter-Doggentreffen.